Energiewochen 2022 machen umweltschonendes Bauen und Wohnen erlebbar

Vom 30. Juni bis 09. Juli 2022 fanden die diesjährigen Energiewochen statt. Die Teilnehmer: innen konnten sich bei den Besichtigungen von neuen und sanierten energieeffizienten Gebäuden Beratung und Inspiration für eigene Projekte holen.

Auf dem Programm standen zwei Funktionsgebäude und vier Einfamilienhäuser, darunter zwei Neubauten und zwei Altbausanierungen. Sie wurden ausgewählt, weil sie in punkto Nachhaltigkeit der Baumaterialien, erneuerbare Heizsysteme oder auch kreislauffähige Planungskonzepte als Vorbild gelten können. Knapp 100 Leute hatten sich angemeldet.

Innovatives Schulgebäude

Auf besonders großes Interesse stieß der Schulbau auf dem Howald. Das Plus-Energiegebäude nutzt zur Beheizung und Kühlung einen Eisspeicher kombiniert mit Sonnenkollektoren. Dieser Eisspeicher ist im Prinzip ein großer, im Boden eingelassener Wassertank, dem im Winter mittels Wärmepumpe Energie zum Heizen entzogen wird. Im Sommer wird dem Wasserspeicher die überschüssige Energie zur Kühlung des Gebäudes wieder zugeführt. Der Kreislauf schließt sich, weil die im Sommer zugeführte Energie im Winter dann wieder zum Heizen zur Verfügung steht. Hinzu kommt eine intelligente Temperierung mit Hilfe von sonnengesteuerten Verschattungselementen in der Fassade, einer automatisierten Nachtauskühlung und einer adiabatischen Kühlung im Innenraum.

Das Gebäude konnte aber auch durch seine Baustoffwahl im Bereich von recycelten und nachwachsenden Rohstoffen überzeugen, wie z.B. einer Dämmung aus recycelten Jeans, aus Kork oder dem Holz aus den gemeindeeigenen Wäldern. Der Trinkwasserverbrauch wird durch die Nutzung von Regenwasser zur Toilettenspülung reduziert. Die eigene Stromproduktion durch die Photovoltaikanlage auf dem Dach macht aus dem Gebäude am Ende ein Plus-Energiegebäude.

 


Strohkonstruktion und mehr

Im Bereich der Privathäuser war es die Strohkonstruktion für den Um- und Ausbau eines bestehenden Hauses, die viele Interessierte nach Surré führte. Das ursprünglich eingeschossige Einfamilienhaus wurde mit einer Holzständerkonstruktion um eine Etage aufgestockt und diese mit Strohballen ausgefacht. Zum Innenraum hin wurde auf die Strohwand ein Lehm-Putz aufgebracht. Nach außen hin schließt eine mit Kalk verputzte Holzfaserplatte die Fassade ab. Bei der Haustechnik setzten die Bauherren auf Wärmepumpe und Photovoltaikanlage sowie auf den Einsatz einer Regenwasserzisterne für die Toilettenspülung. Die Wahl der Konstruktionsart ermöglichte es den engagierten Bauherren, vieles in Eigenleistung umzusetzen. Sie bedeutete auch, dass viele der verwendeten Baustoffe während der Pandemiezeit weniger von Lieferengpässen betroffen waren. So kam der Bau sogar schneller voran als erhofft.

 

 

Kreislauffähiges Holzhaus

Mit viel Eigenleistung wurde auch das Holzhaus in Greiveldingen umgesetzt. Bei der Holzrahmenkonstruktion wurde komplett auf Folien, Dampfbremsen und verklebte Werkstoffe verzichtet. Sogar bei dem erdberührten Keller konnte auf eine verklebte Bitumenabdichtung verzichtet werden, indem er mit einem wasserundurchlässigen Beton ausgeführt wurde. Bei dem Projekt wurden alle Baumaterialien konsequent so verbaut, dass sie am Ende ihres Lebenszyklus wieder voneinander trennbar sind und erneut verbaut oder zumindest recycelt werden können.

 


Bürogebäude mit Mehrwert

Bei dem Bürogebäude wurde das Wohlbefinden der Mitarbeiter: innen in den Mittelpunkt gestellt. Zum einen durch den gezielten Einsatz von Baumaterialien, die die Innenraumluft möglichst wenig mit Schadstoffen belasten und zum anderen mit einem versierten Raumakustik-Konzept. In Punkto Kreislauffähigkeit wurde viel Wert auf reversible, als rückbaubare, Verbindungen bei den einzelnen Bauteilen sowie auf die Nutzungsflexibilität des Gebäudes insgesamt, gelegt.

Denkmalschutz und Energieeffizienz

Die Sanierung des alten Hofs im Kanton Réiden zeigte, wie wunderbar Denkmalschutz und Steigerung der Energieeffizienz bei einem 200 Jahre altem Haus Hand in Hand gehen können.

Die letzte Visite, die eines Massivholzhauses, musste leider Corona bedingt abgesagt werden. Sie soll aber im Herbst nachgeholt werden. Interessierte können sich jetzt schon melden.

Fazit: Die Energiewochen haben auch dieses Jahr wieder eine Reihe von Bauprojekten im Programm gehabt, die zwar mit teils unterschiedlichen, jedoch den jeweiligen Anforderungen immer angepassten Schwerpunkten in Bezug auf nachhaltiges Bauen, überzeugen konnten. Als roter Faden in allen Projekten zieht sich die Erkenntnis durch, dass eine gute Planung bzw. eine entsprechende Beratung im Vorfeld für das Gelingen solcher Projekte unentbehrlich sind.

Die Bauberodung steht Ihnen gern zur Verfügung, wenn Sie sich zu oben genannten oder anderen Möglichkeiten des nachhaltigen Bauens und Sanierens beraten lassen möchten: bauberodung@oeko.lu.

Weitere Information finden Sie unter Downloads

Über die Förderprogramme im Bereich Neubau oder Sanierung können Sie sich auf der Webseite der Klima-Agence erkundigen. https://www.klima-agence.lu/

Hier steht Ihnen ein Simulationsprogramm zur Verfügung, in dem Sie konkret Ihr Projekt einmal durchrechnen lassen können.

Über die Bauberodung: Die ökologische Bauberodung macht sich seit 1994 für nachhaltiges Bauen und Wohnen stark. Ihre Schwerpunkte liegen auf Ökologie, Kreislauffähigkeit, Klimaschutz und Klimaanpassung. Sie führt Beratungen und Weiterbildungen für Privat- und Fachleute sowie öffentliche Akteure durch und begleitet öffentliche Vorhaben. Unterstützt wird die Bauberodung durch die Ministerien für Wohnungsbau und Umwelt.