Versuchsfeld

Seit Anfang der 1990er Jahre bewirtschaftet die Ekologësch Landwirtschaftsberodung ein Versuchsfeld in Zusammenarbeit mit dem Lycée Technique Agricole (LTA). Im Sommer 2023 hat die Landwirtschaftsberatung einen neuen Versuch mit Zwischenfrüchten gestartet. Dieser hat einen mehrjährigen Feldversuch mit ausdauerndem Weizen abgelöst.

Die Praxisversuche dienen dazu, alternative Kulturen und nachhaltige Bewirtschaftungsarten zu testen und zu verbreiten. Über die Jahre konnten so wertvolle Erfahrungen mit mechanischer Unkrautbekämpfung, Gründüngung, nachwachsenden Rohstoffen, Energiepflanzen, dem gleichzeitigen Anbau verschiedener Kulturen („Gemengeanbau“)  und Eiweißfuttermitteln (Leguminosen) und gewonnen und Akteuren in der Landwirtschaft präsentiert werden.

Nun hat sich die LWB den Zwischenfrüchten zugewandt. Zwischenfrüchte sind mittlerweile zwar weit verbreitet, jedoch werden ihre Vielfalt und ihr Potenzial bislang oft nicht genutzt. So wurden 2023 sechs verschiedene Varianten von Zwischenfrüchten angelegt, die in Bezug auf Nährstoffspeicherung und Aufbau organischer Masse über mehrere Jahre untersucht werden. Die Erkenntnisse hieraus sollen Landwirt:innen die wunderbare Vielfalt der Zwischenfrüchte schmackhaft machen. Dabei kommen Zwischenfrüchte nicht nur der Landwirtschaft selbst zugute, sondern auch der Natur und Gesellschaft.

Verbesserung der landwirtschaftlichen Produktion

Der Anbau von Zwischenfrüchten ist in gleich mehrfacher Hinsicht förderlich für die Landwirtschaft.

Förderung des Bodenlebens: Zwischenfrüchten beleben den Boden, wodurch sie die Wasser- und Nährstoffversorgung der Folgekultur begünstigen. Zudem bekommt Regenwurm und Co ein Festmahl an organischer Masse serviert, was ebenfalls den Aufbau von Humus fördert.

Kohlen- und Stickstoffspeicherung: Zwischenfrüchte nehmen überschüssige Nährstoffe aus dem Ackerboden auf und binden sie. Besonderes Augenmerk gilt hier dem Stickstoff. Zusätzlich kann der Zeitraum zwischen zwei Hauptkulturen genutzt werden, um Stickstoff aus der Luft über Leguminosen zu speichern und ihn Folgekulturen zur Verfügung stellen. Zudem wird Kohlenstoff aus der Luft gebunden und kann so bei adequater Bewirtschaftung längerfristig im Boden gebunden werden und den Humusanteil erhöhen.

Durchwurzelung der Ackerkrume: Zwischenfrüchte haben eine lockernde Wirkung auf den Boden. Einige Kulturen, wie zum Beispiel der Tiefenrettich oder Öllein, können mit ihren Wurzeln sogar Verdichtungen beheben.

Erosionsschutz: Der Pflanzenbestand der Zwischenfrüchte, seine Wurzeln und auch die abgestorbene Pflanzenmasse schützen den Boden vor Erosion. Dies ist insbesondere in Zeiten immer häufiger auftretender Extremwetterereignisse ein nicht zu unterschätzender Vorteil. Zwischenfrüchte schützen gegen den Verlust von wertvollem Mutterboden, ob bei Starkregen (Wassererosion) oder Stürmen (Lufterosion).

Wasserspeichervermögen: Mit dem gewünschten Anstieg an Humus im Boden steigt auch das Wasserspeichervermögen (z.B. in langen Niederschlagsperioden) und macht den Boden somit resilienter gegenüber Trockenheit.

Natürliche Beikrautregulierung: Gelingt die Saat der Zwischenfrucht bei optimaler Witterung, trägt sie dazu bei, unerwünschte Beikräuter durch den Konkurrenzdruck auf natürliche Weise zu reduzieren.

Natürliche Schädlingsbekämpfung: Die Zwischenfrucht bietet Nützlingen, wie Marienkäfern, einen Lebensraum. Des Weiteren können Schädlinge mithilfe von Zwischenfrüchten gezielt bekämpft werden. So verdrängen z.B. Phacelia auf natürliche Weise Nematoden (Fadenwürmer) und Kolhernien (parasitische Organismen).

Gut für Natur, Klima- und Mensch

Die Eigenschaften von Zwischenfrüchten haben auch für die Umwelt und Gesellschaft nicht zu vernachlässigende Vorteile.

Aktiver Gewässerschutz: Zwischenfrüchte beugen der Auswaschung von überschüssigen Nährstoffen (z.B. aus organischer oder mineralischer Düngung) vor, die unsere Gewässer und Trinkwasserquellen belasten und unbedingt reduziert werden müssen.

Kohlenstoffspeicherung: Über das Speichern von Kohlenstoff im Boden kann die Landwirtschaft ihren Teil zum Klimaschutz beitragen. Wichtig ist jedoch, dass Kohlenstoff dauerhaft gespeichert wird und nicht etwa durch eine ungeeignete Bodenbearbeitung und/oder sich verändernde Klimabedingungen wieder freigesetzt wird.

Biodiversität: Eine gut entwickelte Zwischenfrucht bietet vielen Tieren von klein bis groβ einen Rückzugsort und Lebensraum, dies von etwa August über den Winter bis zur nächsten Bodenbearbeitung für die Hauptkultur. Zahlreiche Mischungen enthalten blühende Komponenten, die Insekten als Nahrungsquelle dienen können, wenn sie nach zeitiger Aussaat Ende Juli-Anfang August in die Blüte gelangen.

Naherholung:  Das Argument der Naherholung mag einigen weit hergeholt erscheinen. Doch wird in so manchen Veröffentlichungen eine positive Wirkung auf das menschliche Wohlbefinden hervorgehoben. Ist nicht der Gedanke an eine grüne und vielleicht sogar blühende Parzelle nicht durchaus sympathischer als die Vorstellung eines nackten Ackerbodens?

Weitere Vorgehensweise

Ab 2024 werden ab Zeitpunkt der Ernte der Hauptkultur in Abständen von drei Wochen bis zur Folgekultur der Gehalt an mineralischem Stickstoff über Bodenproben bei den sechs verschiedenen Varianten ermittelt werden. So können wir in Erfahrung bringen, welche Zwischenfrucht-Mischung am meisten Stickstoff aufnimmt und so am besten vor Auswaschungen schützt. Um zu ermitteln, welche Mischungen Stickstoff am besten für die Folgekultur speichern können, werden neben den Bodenproben zusätzlich auch die Pflanzenmassen der verschiedenen Zwischenfrüchte jeweils einmal im Herbst bei Vegetationsstopp und einmal im Frühjahr vor der Bodenbearbeitung erfasst und auf ihren Stickstoffgehalt analysiert.

Der Versuch wird über mehrere Jahre laufen, um die Eigenschaften der Mischung unter verschiedenen Wetterbedingungen zu untersuchen. Um Landwirt:innen die Ergebnisse nahezubringen, werden Feldbegehungen durchgeführt werden.

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