Foire Agricole 2024: Vorstellung von Methoden und Maßnahmen für Klimaresilienz

Auch dieses Jahr war die Ekologesch Landwirtschaftsberodung wieder auf der FAE vertreten. Der Samstag war ganz dem laufenden EU-Projekt ClimateFarming gewidmet, aus welchem zentrale Methoden und Maßnahmen vorgestellt wurden, um Betriebe weniger anfällig für Wetterextreme zu machen.

In den vergangenen knapp zwei Jahren wurde im Rahmen des Erasmus+-Projekts ein Ansatz entwickelt, der Landwirt:innen, Beratungs- und Ausbildungseinrichtungen dabei unterstützt, die so genannte Vulnerabilität von Betrieben gegenüber dem Klimawandel systematisch zu erfassen und Betriebe mithilfe maßgeschneiderter Maßnahmen klimaresilienter zu machen. Nicht die Innovation steht im Vordergrund, sondern vielmehr die Systematik, Flexibilität und Nutzerfreundlichkeit des Ansatzes, bei dem der einzelne Betrieb, sein Standort und seine Ziele im Mittelpunkt stehen.

Außerdem liefert das Projekt zusätzliche Argumente für regenerative und biologische Anbaumethoden, die auf synthetische Düngemittel und Pestizide verzichten, bodenschonend sind und auf biologische Vielfalt setzen. Dabei geht es selbstverständlich nicht nur um Klimaanpassung, sondern ebenso um Klimaschutz. Alles andere wäre schließlich kontraproduktiv.

Die größte Landwirtschaftsmesse Luxemburg bot den perfekten Rahmen, um verschiedensten Akteuren in der Landwirtschaft einige der Methoden und Maßnahmen des Projekts vorzustellen und sich mit ihnen auszutauschen. Mit 47.200 Besucher:innen über drei Tage konnte die FAE ihren Rekord vom vorigen Jahr erneut knacken. Entsprechend groß war auch der Rummel auf dem Gelände der Lëtzebuerger Landjugend a Jongbaueren, wo die Landwirtschaftsberatung wie gewohnt ihren Stand hatte. Alle Interessierten waren herzlich eingeladen, an den Projektvorstellungen und Methoden-Demonstrationen, die laufend stattfanden, teilzunehmen.

Darüber hinaus erhielt Kristina Hondrila, Direktorin des Oekozenter Pafendall, die Gelegenheit, das Projekt in einem Interview von Camille Ney für FAE TV vorzustellen. Das Interview wurde in der Däichhal und auf dem Messegelände live ausgestrahlt. Es ist über Facebook und FAE TV (Replay vom 6. Juli bei 2:01:42 Std.) abrufbar.

Kleine Krümel, große Wirkung

Einer Vielzahl Interessierter Messebesucher:innen wurde das Projekt erläutert. Sie erlebten eine „Live-Demonstration“ von Methoden, mithilfe welcher Landwirt:innen sich eigenhändig ein Bild davon machen können, wie groß das Risiko von Auswaschungen (Erosion) auf ihrem Feld ist – und welche Maßnahmen Abhilfe schaffen können.

Besonders anschaulich und leicht handhabbar ist der Aggregatsstabilitätstest. Bodenkrümel (=Aggregate) werden hierbei in Eiswürfelförmchen gelegt und mit (destilliertem) Wasser übergossen, um festzustellen, ob sie „stabil“ bleiben oder gar gänzlich zerfallen. Die so genannte Aggregatstabilität ist ein wichtiger Indikator für Bodengesundheit und damit auch für Klimaresilienz. Je mehr Leben im Boden ist (Bakterien, Pilze, Regenwürmer, Wurzeln), desto besser kann er Wasser und Nährstoffe speichern und desto niedriger ist das Risiko von Auswaschungen, etwa bei starkem Regen. Die Bodenmineralien werden zusammengeklebt, Kohlenstoff stabilisiert.

In Kombination mit weiteren Bodenuntersuchungen sowie einem umfassenden Betriebsspiegel bildet der Aggregatsstabilitäts daher eine wichtige Grundlage für die Analyse der Vulnerabilität eines Betriebs gegenüber dem Klimawandel. Die Demonstration des Tests und diesbezüglichen Erklärungen riefen großes Interesse hervor. Knapp 50 Teilnehmende konnten bei der Projektvorstellung und Demonstration verzeichnet werden, unter anderem von der Lëtzebuerger Landjugend a Jongbaueren (LLJ), der Ackerbauschule LTA (und anderer Schulen), der Ackerbauverwaltung ASTA, von Naturparks und Naturschutzsyndikaten (einschl. Berater:inen), von Molkereien und anderen verwandten Betrieben sowie Privatleuten und Familien. Es zeigte sich, dass die meisten der Akteure und Landwirt:innen den Aggregatsstabilitätstest nicht kannten.

Belebung und Resilienz durch Vielfalt

Im Anschluss an den Bodentest wurden den Teilnehmenden vorgestellt, welche Maßnahmen besonders gut dafür geeignet sind, den Boden – und damit auch die Klimaresilienz – zu verbessern.

Das Bodenleben wird durch Bodenbearbeitung und Verdichtungen durch schwere Maschinen, Monokulturen und fehlendem Bewuchs teils schwer gestört; der Boden wird anfälliger für Erosion und Trockenheit. Dementsprechend gilt es, die Bodengesundheit mithilfe von Maßnahmen wie reduzierter Bodenbearbeitung, Anbau von Zwischenfrüchten, Untersaaten und erweiterten Fruchtfolgen zu verbessern. Auch Ackerrandstreifen (wie Hecken und Blühstreifen) mindern das Risiko von Bodenerosion und erhöhen Wasserspeicherkapazitäten. Darüber hinaus verbessern sie die Artenvielfalt auf dem Feld und erhöhen die Widerstandsfähigkeit gegenüber Schädlingen und Krankheiten. Klimawandelbedingt experimentieren auch in Luxemburg immer mehr Landwirt:innen mit alternativen Nutzpflanzen wie etwa Kichererbsen, die Dürreperioden besonders gut vertragen, oder Quinoa, welches sowohl mit Trockenheit als auch kühleren Temperaturen und nährstoffarmen Böden gut zurechtkommt.

Andererseits zeigt dieses Jahr nur allzu deutlich, dass alternative Anbaupflanzen wie diese in regenreichen und relativ kühlen Sommermonaten weniger gut gedeihen. Insgesamt beklagten viele Landwirt:innen in den Gesprächen, dass der Krankheits-, Schädlings- und Unkrautdruck dieses Jahr aufgrund des vielen Niederschlags generell besonders hoch sei. Gleichzeitig bestehen kaum Zweifel daran, dass die Diversifizierung der Produktion (wie auch der Vermarktungswege) ein wichtiger Schlüssel zur Klimaresilienz in der Landwirtschaft ist.

Der systematische Ansatz des ClimateFarming-Zyklus des Erasmus+-Projekts unterstützt Landwirt:innen und Berater:innen dabei, sowohl kurzfristige Maßnahmen zur Bodenbelebung als auch längerfristige Betriebsdiversifizierungen und Umstellungsprozesse strategisch zu planen und umzusetzen. Dass es hierfür einen großen Bedarf gibt und das Interesse rege ist, zeigte die Foire Agricole 2024 einmal mehr.

www.climatefitfarming.eu