Unterwegs mit den Energiewochen – Visiten 2025
Im Rahmen der Energiewochen 2025 standen unter dem Leitgedanken „Gebäude erhalten statt abreißen – ein Appell für unsere gebaute Zukunft“ fünf beispielhafte Projekte im Mittelpunkt, die eindrucksvoll zeigten, wie Umbau und Umnutzung bestehender Bausubstanz nicht nur ressourcenschonend, sondern auch identitätsstiftend sein können.
Geschichte bewahren durch Umnutzung
Die erste Station war ein ehemaliger Hof in Esch/Alzette, der über Generationen hinweg vielfältig genutzt wurde – zunächst als Möbelladen, später als Architekturbüro. Durch diese kontinuierliche Anpassung an neue Anforderungen konnte das Gebäude bis heute erhalten bleiben. Der heutige Eigentümer und Architekt legte großen Wert darauf, die baulichen „Zeit-Schichten“ sichtbar zu machen. Erinnerungen und Spuren vergangener Nutzungen wurden nicht überdeckt, sondern bewusst behutsam freigelegt.

Früher war es selbstverständlich, dass Gebäude sich wandelnden Nutzungsbedürfnissen anpassten – heute ist dies leider zur Ausnahme geworden. Die geltende Bauordnung erschwert häufig den Umbau bestehender Strukturen und macht den Abriss samt Neubau oft zur einfacheren Option. Der Denkmalschutz kann hier zwar schützend wirken, jedoch auch hinderlich sein, wenn er zu starr ausgelegt wird. Ein zu konservierender Umgang friert Gebäude in einem bestimmten historischen Zustand ein – das erschwert die Umnutzung und gefährdet ihre künftige Nutzung. Die Geschichte eines Gebäudes kann dann nicht fortgeschrieben werden; es droht zur musealen Hülle zu verkommen.
Ein pauschaler Denkmalschutz für alle Bestandsgebäude, wie teils gefordert, ist daher keine Lösung. Vielmehr braucht es eine differenzierte Bauordnung, die zwischen Neu- und Altbau unterscheidet und bestehende Bauten realistisch bewertet.
Wandel als Chance für den Erhalt
Auch das zweite Beispiel, das alte Pastorenhaus in Saeul, belegt die Kraft der Umnutzung. Vom Pfarrhaus zur Dorfschule und heute zur Touristenunterkunft – der kontinuierliche Wandel bewahrte das Gebäude vor dem Verfall. Lediglich in der Zeit der Leerstandnutzung war sein Fortbestand gefährdet.
Die Besichtigungen zweier ehemaliger Höfe in Bartringen und Dillingen zeigten anschaulich, wie aus einstigen Funktionsbauten wie Scheunen oder Ställen moderner Wohnraum entstehen kann. Natürlich erfordert dies bauliche Anpassungen, insbesondere im Hinblick auf heutigen thermischen Komfort.
In Bartringen wurde das Dach mit Holzfaserdämmung und die Außenwand von innen mit Kork gedämmt, wodurch die denkmalgeschützte Außenansicht gewahrt blieb. Kontrovers wurde jedoch ein neues Traufholz an der Giebelseite: Die Denkmalschutzbehörde forderte dessen Entfernung unter Androhung von Anzeige und dem Entzug von Fördermitteln.

In Dillingen setzte der Fonds du Logement das Prinzip „Haus-in-Haus“ um: Hinter der historischen Hof-Fassade wurde ein neuer Holzbau errichtet, in dem vier Reihenhäuser entstanden. Auch das Haupthaus und sein Anbau wurden umfassend saniert und zu Wohneinheiten umgebaut. Das Ergebnis: viel neuer, bezahlbarer Wohnraum – im alten Gewand.

Bauen im Einklang mit der eigenen Geschichte
Die letzte Visite führte nach Greiveldingen, wo ein Bauherr sein Elternhaus liebevoll und nachhaltig renovierte, um es für kommende Generationen zu erhalten. Mit natürlichen Baustoffen und einem feinen Gespür für Details wurde das Haus erneuert, ohne seine Seele zu verlieren. Auch das Gasthaus, das nun in dritter Generation betrieben wird, konnte so erhalten bleiben – ein wichtiger sozialer Ankerpunkt im Dorfleben.

Fazit: Weiterbauen statt abreißen
Alle besichtigten Projekte zeigen: Der Erhalt bestehender Gebäude spart nicht nur CO₂, sondern bewahrt auch ein Stück Geschichte, Identität und Gemeinschaft. Voraussetzung dafür ist jedoch, dass eine Umnutzung möglich bleibt – und dass Bauordnungen sowie Denkmalschutz sich der Realität des Bestands anpassen.
Statt Ressourcen zu verschwenden und Altbauten abzureißen, braucht es eine Kultur des Weiterbauens. Erhalten, renovieren, umbauen – das bedeutet: nachhaltig handeln, kulturelle Werte schützen und Lebensqualität steigern.