Großes Interesse für Renovationen bei den Energiewochen

Im Rahmen der Energiewochen 2024 konnten sich Fach- und Privatleute bei vier Besichtigungen über ökologisches Renovieren informieren und austauschen. Bauberaterin Thécla Kirsch ging auch in einem Interview im Radio 100,7 auf häufige Fragen und Hürden ein.

Unerschwingliche Preise auf dem Immobilienmarkt, Materiallieferengpässe und gestiegene Zinsen tragen bereits seit Jahren dazu bei, dass wieder mehr renoviert und saniert wird. Zumindest aus Klima- und Umweltperspektive ist dies positiv zu sehen, denn das Bauen im Bestand verursacht nur die Hälfte der Treibhausgasemissionen von einem Neubau (siehe Artikel zur Energiewochen-Konferenz). Obwohl dies keine Überraschung sein mag, gehen Politik und Gesellschaft weiterhin in Richtung Neubau, begleitet von einem Trend immer kürzerer Lebenszyklen. Wurde in der Vergangenheit noch „für die Ewigkeit“ gebaut, wird bei Neubauten heute derzeit mit einer Lebensdauer von lediglich 40 Jahren gerechnet – also mit weniger als der Hälfte der durchschnittlichen Lebenserwartung eines Menschen.

Mit dem Thema der diesjährigen Energiewochen haben das Oekozenter Pafendall und das Mouvement Ecologique daher auch ein Zeichen gegen „Wegwerfarchitektur“ und für den Erhalt von bestehenden Gebäuden und Wohnhäusern gesetzt. Den Teilnehmenden wurden einige der Grundprinzipien nahegebracht, welche es zu beachten gilt, damit Umbauten und Sanierungen auch wirklich möglichst klima- und umweltschonend sind. So zum Beispiel:

  • Erhalt der tragenden Strukturen, also tragende Wände und Decken
  • Nutzung CO2-reduzierter Baustoffe aus z.B. nachwachsenden Rohstoffen
  • Wohnfläche auf das Nötige begrenzen
  • Flexibilität für spätere Umnutzungen lassen, etwa wenn sich die Zusammensetzung und Bedürfnisse der Mitglieder des Haushalts ändern

Durch den Erhalt der Tragwerksstruktur und die Begrenzung der Wohnfläche können Bauherren bereits beträchtliche Kosten einsparen. Ökologische Baumaterialien und Dämmstoffe wie Holz oder Zellulose sind zwar teurer als Beton und Styropor, dafür gibt es hierfür im Rahmen des Klima Bonus / PRIMe House aber auch höhere öffentliche Zuschüsse.

 

Wohnhäuser aus den letzten Jahrhunderten – und der Nachkriegszeit

Die vier Sanierungsprojekte, die während der Energiewochen ins Schaufenster gestellt wurden, haben die oben genannten Prinzipien in unterschiedlicher Weise verwirklicht. Etwa 85 Interessierte nahmen insgesamt an den Besichtigungen teil.

Den Startschuss bildete ein historisches Haus am ehemaligen Schlossgelände Mansfeld in Luxemburg-Clausen, welches seit den 60er Jahren nicht mehr renoviert worden war. Die Bauherren haben hier in viel Eigenarbeit und mithilfe vieler ökologischer Materialien ein zeitgemäßes und gleichzeitig „urgemütliches“ Einfamilienhaus geschaffen.

Auf dem Limpertsberg wurde aus zwei denkmalgeschützten Stadthäusern mit einer ehemaligen Backstube ein komplett saniertes Wohnensemble geschaffen, in welchen ebenfalls ökologische Baustoffe wie Holzfaserdämmung, Blähton und Kalkdämmputz zum Einsatz gekommen sind.

Unter kommunalem Denkmalschutz stand das dritte Gebäude der Gemeinde Befort, wo derzeit teils mit ökologischen Baustoffen neuer bezahlbarer Wohnraum im Dorfkern geschaffen wird, welcher an das bestehende Fernwärmenetz der Gemeinde angeschlossen ist.

Die letzte Visite wurde einem Gebäude aus den 1950er Jahren abgestattet, welches von der Life asbl saniert und in eine Wohngemeinschaft für Jugendliche umgewandelt wurde. Im Vergleich mit historischen denkmalgeschützten Gebäuden erscheinen Wohnhäuser aus der Nachkriegszeit Fach- und Privatleuten häufig weniger interessant und attraktiv. Die Besichtigung – sowie eine Reportage auf 100,7 – machten jedoch deutlich, dass gerade Gebäude wie diese aus ökologischer Sicht besonders erhaltenswert sind, weil in ihnen viel CO2-intensiver Beton verbaut wurde.

 

Hürden und reglementarische Möglichkeiten

Bei den Besichtigungen wurde eines jedoch auch deutlich: Wer renoviert, muss mit Hürden rechnen. Im Interview mit 100,7 ging Bauberaterin Thécla Kirsch auf einige der reglementarischen Hürden ein. Generell sind die heutigen Bauordnungen auf Neubaustandards ausgerichtet. Übertragen auf Sanierungen kann dies dazu führen, dass der Mehraufwand und die Zusatzkosten für Umbauten so hoch werden, dass sich Eigentümer:innen letztlich doch für Abriss und Neubau entscheiden. Dies ist aus Perspektive der Betroffenen verständlich, aus ökologischer Sicht aber der „worst case“.

Ein reduzierter Mehrwertsteuersatz beim Bauen im Bestand, wie es ihn z.B. in Belgien gibt (6% statt 21%), würde natürlich den Erhalt von Bestandsgebäuden finanziell attraktiver gestalten und sehr fördern. Abhilfe könnte auch eine Anpassung kommunaler Bauordnungen speziell für den Bestand schaffen, so dass ein zu renovierendes Wohngebäude mehr Bestandsschutz bei den Baustandards genießt. Auch auf Ebene der PAGs sollten Umnutzungen von z.B. gewerblich genutzten Gebäuden zu Wohngebäuden möglich sein bzw. sollten Einfamilienhäuser zu Zwei- oder Mehrfamilienhäusern umgebaut werden dürfen.

Genug Baustellen also für die nächsten Jahre – wir bleiben dran!

 

Die Energiewochen fanden unter der Schirmherrschaft des Ministeriums für Wohnungsbau und Raumentwicklung, des Ministeriums für Wirtschaft sowie des Ministeriums für Umwelt, Klima und Biodiversität statt.

 

 

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