Landwirtschaftsberodung startet Feldversuch mit Zwischenfrüchten

Im Sommer 2023 hat die Landwirtschaftsberodung einen neuen Versuch mit Zwischenfrüchten gestartet. Dieser hat einen mehrjährigen Feldversuch mit ausdauerndem Weizen abgelöst (siehe Abschlussbericht). Zwischenfrüchte sind mittlerweile zwar weit verbreitet, jedoch werden ihre Vielfalt und ihr Potential bislang oft nicht genutzt.

Wunderbare, aber unausgeschöpfte Vielfalt

Der Name Zwischenfrucht ist quasi selbsterklärend, so handelt es sich um eine Kultur, die in der Zeitspanne zwischen zwei Hauptkulturen angebaut wird.

Eine Zwischenfrucht wird nach der Ernte der Hauptkultur (z.B. Weizen) ausgesät und bedeckt den Acker ab etwa August über den Winter bis zum Anbau der Folgefrucht. Eine Zwischenfrucht kann auf vielfältige Art und Weise ausgesät werden. In der Regel wird der Boden vor der Aussaat mit einem Grubber gelockert oder per Direktsaat ausgebracht. Neue Wege, die zum Teil auch schon in Luxemburg durchgeführt werden, ist die Aussaat per Drohne direkt in den bestehenden Bestand der Hauptkultur (vor der Ernte) oder über eine Zusatztechnik am Mähdrescher, die es ermöglicht, die Zwischenfrucht gleichzeitig mit dem Dreschvorgang auszubringen. Ziel dieser Verfahren ist es, den Arbeitsaufwand und die Bodenbearbeitung so gering wie möglich zu halten – und Zeit zu gewinnen, damit die Biomasse über einen möglichst langen Zeitraum aufgebaut werden kann.

Es gibt nahezu unendlich viele Variationen von Zwischenfrüchten. Unterschieden werden Zwischenfrüchten grundsätzlich danach, ob es sich um eine einzige Kulturart oder um eine Mischung verschiedener Kulturen handelt, und ob sie abfrierend oder überwinternd sind. Zusätzlich gilt es im Zuge der Fruchtfolge im Betrieb darauf zu achten, ob die Mischung Kreuzblütler oder Leguminosen enthält. Typische Zwischenfrüchte sind Ackersenf, Buchweizen, Phacelia, Sonnenblumen, Öllein, Felderbse, Wicken sowie verschiedene Kleearten.

Der Anbau von Zwischenfrüchten ist bereits weit verbreitet, aber dennoch ausbaufähig. Gehört der Anbau in vielen Betrieben seit langem zum Betriebsinventar, gibt es doch noch immer andere, die noch von den Vorteilen überzeugt werden müssen. Zudem wird oft einfachheitshalber auf Ackersenf zurückgegriffen. Ackersenf ist günstig und unkompliziert im Anbau, doch können durch eine größere Vielfalt noch mehr Vorteile erzielt werden.

Bei unserem Feldversuch werden daher sechs verschiedene Varianten von Zwischenfrüchten angelegt, die in Bezug auf Nährstoffspeicherung und Aufbau organischer Masse über mehrere Jahre untersucht werden. Die Erkenntnisse hieraus sollen Landwirt:innen die wunderbare Vielfalt der Zwischenfrüchte schmackhaft machen. Dabei kommen Zwischenfrüchte nicht nur der Landwirtschaft selbst zugute, sondern auch der Natur und Gesellschaft.

Blühende Zwischenfrucht im September

Verbesserung der landwirtschaftlichen Produktion

Der Anbau von Zwischenfrüchten ist in gleich mehrfacher Hinsicht förderlich für die Landwirtschaft.

Förderung des Bodenlebens: Zwischenfrüchten beleben den Boden, wodurch sie die Wasser- und Nährstoffversorgung der Folgekultur begünstigen. Zudem bekommt Regenwurm und Co ein Festmahl an organischer Masse serviert, was ebenfalls den Aufbau von Humus fördert.

Kohlen- und Stickstoffspeicherung: Zwischenfrüchte nehmen überschüssige Nährstoffe aus dem Ackerboden auf und binden sie. Besonderes Augenmerk gilt hier dem Stickstoff. Zusätzlich kann der Zeitraum zwischen zwei Hauptkulturen genutzt werden, um Stickstoff aus der Luft über Leguminosen zu speichern und ihn Folgekulturen zur Verfügung stellen. Zudem wird Kohlenstoff aus der Luft gebunden und kann so bei adequater Bewirtschaftung längerfristig im Boden gebunden werden und den Humusanteil erhöhen.

Durchwurzelung der Ackerkrume: Zwischenfrüchte haben eine lockernde Wirkung auf den Boden. Einige Kulturen, wie zum Beispiel der Tiefenrettich oder Öllein, können mit ihren Wurzeln sogar Verdichtungen beheben.

Erosionsschutz: Der Pflanzenbestand der Zwischenfrüchte, seine Wurzeln und auch die abgestorbene Pflanzenmasse schützen den Boden vor Erosion. Dies ist insbesondere in Zeiten immer häufiger auftretender Extremwetterereignisse ein nicht zu unterschätzender Vorteil. Zwischenfrüchte schützen gegen den Verlust von wertvollem Mutterboden, ob bei Starkregen (Wassererosion) oder Stürmen (Lufterosion).

Wasserspeichervermögen: Mit dem gewünschten Anstieg an Humus im Boden steigt auch das Wasserspeichervermögen (z.B. in langen Niederschlagsperioden) und macht den Boden somit resilienter gegenüber Trockenheit.

Natürliche Beikrautregulierung: Gelingt die Saat der Zwischenfrucht bei optimaler Witterung, trägt sie dazu bei, unerwünschte Beikräuter durch den Konkurrenzdruck auf natürliche Weise zu reduzieren.

Natürliche Schädlingsbekämpfung: Die Zwischenfrucht bietet Nützlingen, wie Marienkäfern, einen Lebensraum. Des Weiteren können Schädlinge mithilfe von Zwischenfrüchten gezielt bekämpft werden. So verdrängen z.B. Phacelia auf natürliche Weise Nematoden (Fadenwürmer) und Kolhernien (parasitische Organismen).

Gut für Natur, Klima – und Mensch

Die Eigenschaften von Zwischenfrüchten haben auch für die Umwelt und Gesellschaft nicht zu vernachlässigende Vorteile.

Aktiver Gewässerschutz: Zwischenfrüchte beugen der Auswaschung von überschüssigen Nährstoffen (z.B. aus organischer oder mineralischer Düngung) vor, die unsere Gewässer und Trinkwasserquellen belasten und unbedingt reduziert werden müssen.

Kohlenstoffspeicherung: Über das Speichern von Kohlenstoff im Boden kann die Landwirtschaft ihren Teil zum Klimaschutz beitragen. Wichtig ist jedoch, dass Kohlenstoff dauerhaft gespeichert wird und nicht etwa durch eine ungeeignete Bodenbearbeitung und/oder sich verändernde Klimabedingungen wieder freigesetzt wird.

Biodiversität: Eine gut entwickelte Zwischenfrucht bietet vielen Tieren von klein bis groβ einen Rückzugsort und Lebensraum, dies von etwa August über den Winter bis zur nächsten Bodenbearbeitung für die Hauptkultur. Zahlreiche Mischungen enthalten blühende Komponenten, die Insekten als Nahrungsquelle dienen können, wenn sie nach zeitiger Aussaat Ende Juli-Anfang August in die Blüte gelangen.

Naherholung:  Das Argument der Naherholung mag einigen weit hergeholt erscheinen. Doch wird in so manchen Veröffentlichungen eine positive Wirkung auf das menschliche Wohlbefinden hervorgehoben. Ist nicht der Gedanke an eine grüne und vielleicht sogar blühende Parzelle nicht durchaus sympathischer als die Vorstellung eines nackten Ackerbodens?

Im September wurden die ersten Bodenproben entnommen

Eckdaten des Versuchs

Ab 2024 soll ab Zeitpunkt der Ernte der Hauptkultur in Abständen von drei Wochen bis zur Folgekultur der Gehalt an mineralischem Stickstoff über Bodenproben bei den sechs verschiedenen Varianten ermittelt werden. So können wir in Erfahrung bringen, welche Zwischenfrucht-Mischung am meisten Stickstoff aufnimmt und so am besten vor Auswaschungen schützt. Um zu ermitteln, welche Mischungen Stickstoff am besten für die Folgekultur speichern können, werden neben den Bodenproben zusätzlich auch die Pflanzenmassen der verschiedenen Zwischenfrüchte jeweils einmal im Herbst bei Vegetationsstopp und einmal im Frühjahr vor der Bodenbearbeitung erfasst und auf ihren Stickstoffgehalt analysiert.

Der Versuch wird über mehrere Jahre laufen, um die Eigenschaften der Mischung unter verschiedenen Wetterbedingungen zu untersuchen. Um Landwirt:innen die Ergebnisse nahezubringen, sollen Feldbegehungen oder Workshops organisiert werden.